Braunes Erbe

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Gerade wird wieder viel über die wenigen Prozent superreicher Menschen und Familien diskutiert, die das meiste Geld haben, aber am wenigsten zu unserer Gesellschaft beitragen. Es ist schon eine Schande, dass in Deutschland eher über die Kürzung des Bürgergeldes geredet wird, als endlich eine vernünftige Erbschafts- und Vermögenssteuer auf den Weg zu bringen. Zur vollendeten und unerträglichen Katastrophe wird es allerdings, wenn die Frage aufkommt, woher viele dieser deutschen Familiendynastien ihr Geld eigentlich her haben.

David de Jong ist dieser Frage in seinem Buch „Braunes Erbe“ nachgegangen und hat ans Tagesllicht berfördert, was viele gerne unter den Teppich kehren würden. Die Reichsten in unserem Land, also die Quandts, Flicks, Oetkers, Posche, Piëchs oder von Finck, die Familien hinter Firmen wie Porsche, Volkswagen, BMW, Varta, Henkell oder Dr. Oetker, haben mindestens einen Teil ihres Vermögens aus der Zeit des sogenannten Dritten Reiches mitgebracht, wo es durch Rüstungsproduktion, „Arisierung“ jüdischer Betriebe und Ausbeutung von Kriegsgefangen*innen und Zwangsarbeiter*innen gemehrt wurde. Und einige der Familienoberhäupte aus jener Zeit waren sogar direkt am Erfolg Adolf Hitlers und der NSDAP beteiligt, mit Großspenden und Krediten.

Die Geschichten verlaufen dabei alle ähnlich. Schon vor den 30ern zu Geld gekommen oder geerbt, sehen die deutschen Großkapitalisten ihre Chance gekommen, mit Hitler als Kanzler und mit der Aussicht auf ein neues großes deutsches Reich oder gleich Krieg, noch mehr Geld und Macht zu verdienen, als man eh schon besitzt. Dieses wird dann durch die guten Kontakte, wie dem „Freundeskreis Reichsführer SS“ gnadenlos umgesetzt. Sie werden bevorzugt behandelt bei der „Arisierung“, also der erpresserischen Einverleibung jüdischen Besitzes und/oder durch Erlangung von Staatsaufträgen oder bei der Zuteilung von Zwangsarbeiter*innen. Als dann der Krieg verloren geht, haben die meisten ihr Geld bereits in Sicherheit gebracht. Aus den teilweise bis ins Lächerliche verkommenen Entnazifizierungsverfahren gehen sie, auch dank gekaufter Zeugenm, allenfalls als Mitläufer hervor oder werden ganz freigesprochen. Und nach dem Krieg bauen sie die neue Bundesrepublik direkt wieder mit auf, immer auf das gigantische Vermögen gebettet… und so mancher macht mit dem Bestechen von Politker*innen gleichsam weiter, wie es schon Vater oder Großvater machten.

Ein Buch, das wirklich wütend macht. Das aber unbedingt und dringend in unsere Zeit passt. Auch und vor allem, wenn wir über die Besteuerung der Superreichen sprechen. Es gibt tausende Gründe dafür, ernsthaft.

„Braunes Erbe“ ist zur Zeit bei Spotify als Hörbuch abrufbar.

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